Die Teuerungrate erreicht im November 2007 die magische Grenze von drei Prozent – Höchststand. Doch die Konsumenten fühlen weit mehr, als das Statistische Bundesamt publiziert.
Die wahrgenommene Inflation liegt zur Zeit bei 9,6 Prozent. Die Teuerungsrate erreichte nun 3,0 Prozent nach 2,4 Prozent im Oktober, wie das Statistische Bundesamt auf Basis von Ergebnissen aus sechs Bundesländern mitteilte. Die 3-Prozent-Marke wurde zuletzt vor knapp 14 Jahren, im Februar 1994 erreicht.
Kein Wunder, wenn also die schlechte Konsumlage das Weihnachtsgeschäft bedroht. Aber woran liegt es denn, dass die amtlich gemessenen Daten eine so hohe Diskrepanz zu den gefühlten Werten darstellen? Eine Erklärung liefert die Tatsache, dass Konsumenten im Durchschnitt Verluste genau doppelt so hoch bewerten wie Gewinne. Damit werden Preissteigerungen doppelt so stark wahrgenommen wie Rückgänge in derselben Höhe. Des Weiteren ist der Warenkorb ein subjektiver, die Preisveränderungen werden also bei häufig gekauften Gütern stärker registriert als bei selten gebrauchten Produkten. Verteuert sich ein Grundnahrungsmittel wie Butter um 30 Cent, ärgert man sich stärker und nachhaltiger, hingegegen wird die Vergünstigung eines PCs im Vergleich zum Vorjahr kaum registriert. Für den “Index der wahrgenommenen Inflation” (IWI) liefert Prof. Dr. Hans Wolfgang Brachinger *) eine wissenschaftlich fundierte Erklärung:
Die Europäische Zentralbank (EZB) ist besorgt über die hohe Inflation, strebt sie doch im Euroraum einen Wert von knapp unter zwei Prozent an. Neben den Energie- und Lebensmittelpreisen hat auch die Erhöhung der Mehrwertsteuer zu Jahresbeginn die Inflation angeheizt. Von Seiten der Währungshüter wird befürchtet, dass eine Spirale von steigenden Löhnen und steigenden Preisen ausgelöst werden könnte. Nun ist wohl entschlossenes und rechtzeitiges Handeln geboten, damit die gefrostete, gefühlte Inflation wieder etwas auftauen kann.
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*) Prof. Dr. Hans Wolfgang Brachinger leitet an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Universität Freiburg Schweiz das Seminar für Statistik. In Zusammenarbeit mit dem Statistischen Bundesamt hat er den Index der wahrgenommenen Inflation in Deutschland berechnet.
Jahresteuerung im November bei 3,1 Prozent
Laut dpa-Meldung von heute, 14.12.2007, 09:01 Uhr sind die Verbraucherpreise im November noch stärker gestiegen als zunächst geschätzt. Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden teilte mit, dass die jährliche Teuerungsrate in Deutschland nun 3,1 Prozent erreichte. Damit wurde die erstmals 1994 überschrittene Drei-Prozent-Marke getoppt. Im Oktober lag die Rate noch bei 2,4 Prozent. Laut offiziellen Stellen waren waren Nahrungsmittel, Heizöl und Kraftstoffe die Preistreiber.
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