Ernst Pöppel, Professor für Medizinische Psychologie stand Friederike Haupt von FAZ.NET für ein Interview, neue Welt des Multitasking: “Um nichts zu verpassen, tun wir alles auf einmal”
zur Verfügung und kam zu einem sehr ernüchternden Ergebnis. Danach sollen unsere “heißgeliebten” sozialen Netzwerke wie bspw. facebook eine Art Selbstprostitution, im Sinne einer Offenlegung der Intimität, allerdings ohne Verpflichtungen, sein. Die Öffnung nach außen soll dabei nicht wirklich sein, sondern nur ein “Zeigen”. Anscheinend ist dies
Pöppel sieht beim sog. Multitasking für unser Gehirn eine große Überforderung, wenn das Zeitfenster der Informationsflut zu groß ist; für eine begrenzte Zeit sei Multitasking ohne Weiteres möglich, wenn dies allerdings den ganzen Tag ausfüllt, dann
Am Ende des Interviews erhalten wir alle jedoch bei all den Bedenken, dass unsere Kreativität auf der Strecke bleiben soll, einen Lichtblick, da uns durch die neuen Technologien über die Komplementarität von Text und Bild eine stärkere Verankerung von Wissen möglich sein soll. Ein ebenfalls interessanter Artikel zum Thema ist auf SPIEGELONLINE “Schön der Reihe nach statt Multitasking” zu finden.
Schön der Reihe nach statt Multitasking
Gemäß wissenschaftlicher Untersuchungen wurde belegt, dass die Effizienz beim Bearbeiten verschiedener Aufgaben abwechselnd in kurzen Zeitabschnitten im Vergleich zur seriellen Bearbeitung sinkt. Zum Schutz vor einer Reizüberflutung bei gleichzeitiger Informationsverarbeitung, filtert unser Gehirn die Informationen ganz automatisch auf eine gerade noch wahrnehmbare Menge. So ist auch der sog. „Tunnelblick“ bei einem Telefongespräch im Auto erklärbar, der auf den Sehsinn reduziert. Erwiesen ist, dass die Reaktionsfähigkeit bei gleichzeitigen Tätigkeiten verringert ist, was verstärkten Stress zur Folge haben kann. Dessen sollte man sich bewußt sein.
Pros|ti|tu|ti|on <lat.-fr.> die; -: 1. gewerbsmäßige Ausübung sexueller Handlungen. 2. (selten) Herabwürdigung, öffentliche Preisgabe, Bloßstellung. (c) Dudenverlag
Die sozialen Netzwerke wie facebook sind noch relativ neu. Bisher, glaube ich, befinden wir uns noch in einer Phase der Sinnfindung, in der zunächst mit den technischen Möglichkeiten wie Nachrichten und Bilder ohne großen Kontext zu verbreiten, Geotaging, Statusmeldungen usw. gespielt wird. In den Netzen geht es vermutlich noch gar nicht um sinnvolle Kommunikation. Es ist mehr der kindliche Spieltrieb – hey Leute, guckt mal, was ich hier habe – der dort ausgelebt wird. Ich fürchte, viele Wissenschaftler verstehen das Phänomen “soziale Netzwerke” gar nicht, und kritisieren Zustände, die es so (noch?) nicht gibt. Facebook & Co. ist in erster Linie Spaß. An Netzwerken wie Xing kann man zwar sehen, dass es durchaus ernsthafte Anwendungsversuche des social networking gibt, aber das ist nicht die Welt der facebook, MySpace, Yahoo oder Windows Live Gemeinden. Ich denke, dass all die Analytiker, Kritiker und sonstigen Bedenkenträger den Ball flach halten und abwarten sollten, bis sich das social networking etwas weiter entwickelt hat. “Man kann kein Kind aus dem Brunnen retten, das noch nicht geboren wurde.”
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Vielen Dank für Ihr interessantes statement!
Sehe es auch nicht so kritisch und negativ wie Pöppel, obwohl gewisse Ansätze sicherlich nicht verkehrt sind. Denke, dass es Pöppel vor allem darum ging, etwas zum Thema “Multitasking” zum Besten zu geben. Hätte man allerdings anders getitelt, hätte wohl (fast) niemand diesen Artikel gelesen. Die provozierende Headline war meines Erachtens bewußt gewollt.
Für mich persönlich ist facebook eine Erweiterung meiner Welt des Bloggens. Hierüber kenne ich in der Tat eine Menge virtueller Freunde – stelle aber fest, dass so mancher facebook-Freund mitfühlendere Worte findet, als reale Bekanntschaften in der Wirklichkeit. Des Weiteren sind bei mir aus zahlreichen Blogbekanntschaften schlussendlich reale Freundschaften geworden.
Gruß bT!NA
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