Auf YouTube habe ich ein Video gefunden, welches als soziales Experiment publiziert wird. Inwiefern dies tatsächlich als ein soziales Experiment durchgeführt wurde, kann ich nicht beurteilen – eventuell ist es “nur” ein Werbevideo. Das ist meines Erachtens in diesem Fall zweitrangig, denn es geht darum, wie FRAU erstens dargestellt und zweitens wohl wahrgenommen wird. Es trägt den Titel «Die Frau nimmt ihre Brille ab dann passierte das…»
Dieses Video präsentiert eine offensichtlich attraktive Frau, die in einer Stadt männliche Passanten anspricht. Ihr eng anliegendes Outfit, unterstreicht und modelliert dabei ihre Kurven und sie hat ein entscheidendes Accessoire: Eine Sonnenbrille. So lange die Frau die Sonnenbrille trägt, reagiert MANN mehr als entzückt. Nimmt sie sie ab, entstehen recht eigenartige Reaktionen.
WAS passiert da?
WAS soll/will das Video demonstrieren?
Ist das ein frauenfeindliches Video?
Oder soll nur das berühmte «SEX SELLs» untermauert werden???
Welche Sprache sprechen unsere Augen?
Dieses Video hat mich lange beschäftigt und es könnte in der Tat -wenn es ein soziales Experiment ist- interessante Verhaltensphänomene aufzeigen.
Es ist wissenschaftlich erwiesen und evolutionär fundiert, dass der so genannte “erste Eindruck” um jemanden einzuschätzen, beim ersten Zusammentreffen zweier Individuen über ein “Scanning” des Gegenübers innerhalb einer Zehntelsekunde abläuft.
Die Geschwindigkeit, mit der verschiedene Eigenschaften beim ersten Eindruck erkannt werden, ist möglicherweise evolutionär bedingt. Beispielsweise waren Vertrauenswürdigkeit und Attraktivität die zwei am schnellsten erkannten und bewerteten Eigenschaften in einer Studie zu menschlichen Gesichtern.
- Demnach “scannen” wir eine Person durch das blitzschnelle Betrachten ihres Gesichtes bezüglich ihrer Vertrauenswürdigkeit und Attraktivität.
Der unter dem Namen bekannte “Halo-Effekt” hat sicherlich ebenso einen Einfluß. Dieser Begriff kommt aus dem Englischen. ‘Halo’ bedeutet Heiligenschein. Von bekannten Eigenschaften einer Person oder ähnlichen Personen, wird auf unbekannte Eigenschaften geschlossen. Im positiven Sinne erscheint die Person dann mit Heiligenschein; überwiegt die negative Verzerrung dessen, spricht man vom Teufelshörner-Effekt.
Einzelne Eigenschaften einer Person (z. B. Attraktivität, Behinderung, sozialer Status) erzeugen einen positiven oder negativen Eindruck, der die weitere Wahrnehmung der Person „überstrahlt“ und so den Gesamteindruck unverhältnismäßig beeinflusst.
- In diesem Fall erzeugen irgendwelche ungewohnte Merkmale im Gesicht beim Betrachter ein Unbehagen und wir setzen dieser Person die Teufelshörner auf.
Über die sog. Physiognomik (physio ‚Natur‘, ‚Gestalt‘, und gnomik ‚Erkenntnis‘) kann ebenso ein Erklärungsversuch gewagt werden. Denn dort versucht man, aus dem physiologischen Äußeren des Körpers einer Person, ins Besonder über das Gesicht, auf die seelischen Eigenschaften und dessen Charakter zu folgern.
Das Phänomen des Lookism spielt in diesem Fall ebenfalls eine nicht untergeordnete Rolle und unterstützt das im Gender-Marketing bewußt eingesetzte SEX SELLs. Dort wird bewußt auf die emotionale Erregung durch sexuelle Anspielungen im Hinblick auf Angst, Ekel, Freude oder Wut gesetzt. Der Begriff Lookism kommt aus dem Englischen ‘look’ mit der Bedeutung Aussehen und impliziert die Stereotypisierung bzw. Diskriminierung auf Grund des Aussehens einer Person.
Lookism ist die Annahme, dass das Aussehen ein Indikator für den Wert einer Person ist. Sie bezieht sich auf die gesellschaftliche Konstruktion einer Schönheits- oder Attraktivitätsnorm und die Unterdrückung durch Stereotypen und Verallgemeinerungen über Menschen, die diesen Normen entsprechen und über diejenigen, die ihnen nicht entsprechen.
- In diesem Fall wird das Outfit und die Figur der Frau über Sex Sells benutzt und stellt damit den Wert dieser Person dar. Zunächst funktioniert das – solange die Sonnenbrille aufbleibt.
Und nun komme ich last but not least zum schwierigsten Punkt. Die Augen. Was hat es mit den Augen auf sich?
Das Kindchenschema ist ebenfalls evolutionär in uns verankert und wir wissen, dass die großen Kinderaugen vor allem Unschuld symbolisieren und einen Schlüsselreiz in uns auslösen. Das Größenverhältnis Iris zu Pupille hat auch einen Effekt. Starker Lichteinfall läßt die Pupillen ganz klein werden; bei Interesse, Neugierde, Erregung oer Freude wird die Pupille größer – der Pupillenreflex ist eine spontane Augenreaktion, die unterbewußt abläuft. Deshalb tragen Pokerspieler zur Tarnung gerne dunkle Brillen. Die Schwarze Tollkirsche gilt als alte Zauberpflanze und bereits zu frühen Zeiten träufelten sich Frauen einen giftigen Extrakt aus der Tollkirsche in die Augen, um die Pupille riesig groß und verführerisch zu machen.
Der „leere Blick“ ist uns intuitiv bekannt – wie unangenehm, wenn das Gegenüber diesen Blick auf uns richtet und mit seinem starren Auge förmlich durch uns durchschaut! Grimms Märchen sind gespickt von unbewegten, scheinbar festgefrorenen Augen der „böse Blick“ an dem man den Teufel oder gar die Hexe erkennt! Die „stechenden Augen“ sind keinen Deut besser. Sie sind konzentriert und intensiv. Im Tierreich, besonders bei Katzen werden mit solchen Augen die Territorialkämpfe eingeleitet. Und wer hat nicht schon vom „gebrochenen Auge“ gehört? Die Struktur der Iris zerbricht, die so individuell wie ein Fingerabdruck ist, zerbricht unmittelbar nach dem Tode.
- Bezogen auf das Video könnte man die Reaktion der männlichen Passanten beim Abnehmen der Brille durch obige Erklärungen für die Augen liefern. Die Probantin hat durch ihren Strabismus, also durch die Fehlstellung der beiden Augen zueinander, den Ausdruck eines stechenden oder gar bösen Blickes. Offensichtlich ist das bei uns Menschen rudimentär verwurzelt, dass dies als “Gefahr”, “Angriff” oder “Böse” interpretiert wird.
Dies wird ganz frappant und offensichtlich, wenn man die obigen Bilder mit dem verschwommenen Ursprungsbild vergleicht,
auf welchem einem hübsche junge Frau ins Gesicht lacht!
.
Solche Situationen gibt es im Leben, dass mir gewisse Augen nicht gefallen auf Anhieb. Mann oder Frau.
Es gibt Leute die schauen mich nie an in einem gemeinsamen Gespräch.
Es gibt Leute …
Man darf aber nie urteilen über die Person mit diesen Augen.
Warum meint eigentlich MANN, dass er IMMER gut aussieht, egal in welcher Ecke er geifert.
Interessant liebes Bettina !!!
Herzlich Ruth
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Habe mich auch erst aufgrund dieses Videos mit gewissen Verhaltenstheorien intensiver auseinandergesetzt.
Dass Augen eine große Rolle spielen und ihre Wirkung zeigen, kennen wir, wie Du schreibst aus unseren eigenen Erfahrungen. Für mich persönlich ist ein “normaler” Augenkontakt extrem wichtig. Empfinde es als höchst unangenehm, wenn einem Leute (wie Du schreibst) nicht (einmal) in die Augen schauen können – für mich ist das oft ein Ausdruck von Unsicherheit, die dann das gesamte Gespräch in diesen Zustand versetzt.
Es ist wirklich erstaunlich, dass MANN in der Eigenwahrnehmung immer gut aussieht. Obwohl – überlege – im Gegensatz zum Tierreich, denn dort ist immer das Männchen geschmückt und bunt; z.B. der Erpel im Gegensatz zur graubraunen Ente. Hat dort aber eben auch eine andere Bewandtnis. Es ist der Schutzaspekt, der höher wiegt und im Vordergrund steht, denn eine graubraune Ente ist auf dem Nest weniger gut zu erkennen, als der kunterbunte Erpel 😉 Sie trägt sozusagen «camouflage», wie man das im Militär durch Kleidung und Anstrich bei den Fahrzeugen nachahmt.
Ja, ich finde unser menschliches Verhalten ebnfalls sehr interessant, wenn man es auf diese Weise unter die Lupe nimmt. Es steckt eben immer noch ernorm viel instinktives Verhalten und Trieb in uns Menschen!
Danke, für Deinen guten Comment, liebe Ruth!
Bonne nuit pour toi ♥ et fais bien dodo, Deine Bettina
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Liebes Bettina,
Wenn einen die Leute nicht in die Augen schauen können im Gespräch über den Tisch versuche ich zu provozieren indem ich ihnen lange in die Augen schaue während ich mit ihnen rede. Doch 2-3 Sekunden war mein Erfolg mehr nicht. Das wiederholt. Ich war stolz. Dachte, dass sich das jetzt immer repetiert. Keine Chance. Ich glaube, dass diese Leute einfach so sind und man nichts mehr erwarten kann. Es sind ja nicht meine Freunde eigentlich.
Komisch, dass die das nicht können. Ich gebe mir dann trotzdem ganz grosse Mühe ein gutes Gespräch zu führen. Der Augenkontakt ist aber sofort wieder abgeschlossen. Also alle Liebesmühe ist umsonst. Man beginnt das nächste Mal von vorn.
Ja, das Männchen, partout und überall, das kann aber auch schlampigst herumlaufen, ich rede jetzt von den Menschen, wie es will. Er bleibt König. Wie die jetzt hier im Kleinbasel herumlaufen, das ist der helle Wahnsinn. Alle diese Männchen meinen, dass ihre blutten, knorzigen Wädlis noch schön aussehen. Dann noch zusätzlich mit bluttem Oberkörper auf dem Fahrrad, sie tragen ein Hösli, nichts mehr. Doch etwas tragen sie, unmöglichste, blödeste Turnschuhe.
Das instiktive Verhalten und der Trieb im Menschen, das ist wichtig und soll bleiben. Doch soll das ehrlich sein. Gockel muss man deswegen nicht werden.
Dir auch liebes Bettina, Gut Nacht, ich mag Dich sehr.
Herzlich Ruth
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Liebe Ruth,
in dem Fall geht es Dir genau gleich bei fehlendem Augenkontakt…
Hast schon Recht, gewisse Leute können das nicht oder wollen das nicht; habe ich auch schon festgestellt. Zum Glück NIEMAND meiner wirklichen Freunde.
Finde ich großartig von Dir, dass Du dennoch Mühe gibst, dass sich ein gutes Gespräch ergibt ♥
Mußte so richtig schmunzeln, als ich Deine Ausführungen über “das Männchen” gelesen habe 😉 ^^hihi, das ist meine Ruth LIVE 😉 … und dann auch noch in Mundart – großartig, als Künstlerin darf man das sowieso!!!
Je t’embrasse, notre prochaine rencontre est en retard, ma Chère ♥
un très bon week-end et à plus, tschüß bT!NA
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DIESE AUGEN.
Auch wenn man sich Mühe gibt. Mit diesen Leuten wird man nieeeeeeee warm. Da kann man tun und lassen was man will. Es klappt nicht.
WÄDLIS.
Eigentlich sollte man diese photographieren und eine Dokumentation machen draus.
Der Wirt lief auch mit kurzen Hosen und komischen Turnschuhen herum beim Bedienen. Ich schaute ihm in die Augen und sagte ihm, dass lange Hosen angebracht wären, oder passende Schuhe zum kurzen Outfit. Er schaute mir auch in die Augen und diskutierte. Doch geändert hat er nix.
Meine Augen gehen weiter über den Fussgängerstreifen. Fast nackte Frauen im knappen Bikini und die Messieurs auch überqueren die Strasse. Sie kommen vom Rein. Trotzdem, das verstehe ich nicht.
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Es gibt wohl in der Tat Augen, die einen mehr oder weniger ansprechen oder gar abschrecken. Ein Silberblick oder gar ein extremes Schielen kann sicher verunsichern, vor allem, wenn man nicht genau merkt, wohin der andere wirklich schaut. Menschen, die es gewohnt sind, dem anderen in die Augen zu blicken, wissen dann auch nicht, in welches – klingt dumm, wenn man es so schreibt, aber es ist so.
Vermutlich verunsichert das dann auch und man geht dem Gefühlt lieber aus dem Weg – somit auch dem Menschen. Was natürlich unschön ist.
Dass gerade im Paarungsverhalten Äusserlichkeiten zählen, ist nichts Neues. Ständig auf die inneren Werte zu pochen, wird das nicht wegdiskutieren. Zum Glück liegt Schönheit durchaus im Auge des Betrachters und so gibt es für jeden Topf nen Deckel.
Liebe Grüsse zu dir
Sandra
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Liebe Sandra,
finde es schön, dass Du Dich zu diesem Video geäußerst hast. War mir zunächst nicht sicher, ob ich es überhaupt publizieren soll, doch es hat mich eine ganze Woche lang beschäftigt.
Ja und ob! Manche Menschen haben so wunderschöne Augen, dass man beinahe darin versinken könnte…
Und die Sache mit dem Schielen ist wirklich unangenehm, wenn man mit dem Gegenüber spricht. Doch wenn nur ein Auge “wegläuft”, versuche ich mich immer auf das “richtige” Auge zu konzentrieren – nicht einfach, dies ohne Starren zu tun, denn man möchte den Menschen ja schließlich nicht irritieren.
Spannend, wie sehr wir Menschen (noch heute 😉 ) triebgesteuert sind und auch das Paarungsverhalten nach einem regelrechten Verhaltens-Kodex abläuft.
Und wirklich, zum Glück stimmt die Sache mit dem Topf und dem Deckel, Dank der unendlich vielen Geschmäcker!
Salutations de ma belle France,
où il y a un orage avec avec de la pluie au moment. Mais c’est très bien pour le jardin et la nature. Un gros bisous pour toi ♥ bT!NA
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Man sagt, dass die Schönheit von Innen herauskommt.
Das stimmt auch. Auch beim Menschen der schielt.
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Ein interessanter Beitrag. Ich versuche mich an die Stelle der Männer zu begeben. Aber mir fällt es schwer – ich weiss nicht ob wir Frauen da auch so reagieren würden? Der erste Eindruck war positiv. Alle fanden die Frau ansprechend. Also gefiel ihnen auch ihr Auftreten. Dann diese krassen Reaktionen, nach dem sie die Brille abgenommen hat? Ich würde gerne an deren Stelle sein um meine Reaktion zu testen. Wirklich. Wie würde ich unbewusst reagieren? Jetzt würde ich sagen – mir wäre es egal, denn irgendwas hat mich ja angesprochen – sonst hätte ich gleich gebloggt. Aber ist es auch so?? Ich hoffe. Wenn mein Gegenüber irgendwas “schräges” im oder am Gesicht hat – verhalte ich mich normal. Aber da habe ich es ja auch vorher schon gesehen.
In Bezug zu einem starren Blick – ich finde diese Kontaktlinsen, mit denen man die Augenfarbe ändert so gruselig – da die Pupillen da ja keine Bewegung haben…brrr….
Liebe Grüsse.
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Hallo Rina,
Du schreibst es. Habe auch schon überlegt, WIE ich in so einem Fall reagieren würde und hoffe, dass ich (auch wenn ich geschockt bin) Contenance bewahren würde. Zumindest, in dem Sinn, dass ich keine derartige Reaktion zeigen würde, dass ich wegliefe bzw. die Reaktionen wie im Video gezeigt.
Keine Ahnung was geschehen würde. Vielleicht würde ich die Person sogar darauf vorsichtig ansprechen?
Ja, diese “Grusel-Kabinet-Kontaktlinsen” sind wirklich fürchterlich!
Erinnern einen doch immer an die Geisterbahn, in der man als Kind mit klopfendem Herzen und Gänsehaut durchgefahren ist oder an irgendwelche Märchen und dergleichen.
Daran sieht man aber wieder, wie aussagekräftig Augen sind und wie genau wir Menschen darauf schauen und ein ganz bestimmtes Vorstellungsbild über “normale” Augen haben.
Lieben DANK für Deinen Comment
und einen schönen Abend für Dich,
bT!NA
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